Bereits einige Wochen vor der Geburt eines Fohlens richtet man der Stute als Behausung eine so genannte Abfohlbox ein. Die Geburt findet meist nachts statt und dauert im Schnitt etwa eine halbe Stunde. Das neugeborene Fohlen wiegt je nach Rasse zwischen 30 und 60 Kilogramm und ist 75 bis 145 cm groß. Direkt nach der Geburt bleiben Stute und Fohlen noch einige Minuten liegen.
Dies erleichtert den Abgang der Nachgeburt. Während dieser Zeit wird noch Blut über die Nabelschnur in das Fohlen übertragen. Erst in dem Moment, wenn die Mutterstute aufsteht um das Neugeborene abzulecken, reißt die Nabelschnur. Danach sollte nur eine der Stute sehr vertraute Person den Nabel des Fohlens desinfizieren, denn in der Phase der ersten Kontaktaufnahme zwischen Mutter und Kind kann die Stute wegen ihres Schutzinstinktes aggressiv reagieren.
Der erste Kontakt zwischen Stute und Fohlen ist wichtig für die Prägung und sollte vom Menschen so wenig wie möglich gestört werden.
Meist steht das Fohlen bereits nach einer Stunde zum ersten Mal auf seinen wackeligen Beinen. Als erstes sucht es den Euter des Muttertieres,um die so genannte Kolostralmilch zu saufen. Diese erste Milch enthält lebenswichtige Stoffe für das Immunsystem des Fohlens. Außerdem regt diese Milch die Verdauung des Neugeborenen an und sorgt für den ersten Stuhlgang, das so genannte Darmpech.
Da das Fohlen nur in den ersten 36 Stunden Abwehrstoffe durch die Darmwand aufnehmen kann, ist die Aufnahme der Kolostralmilch in diesem Zeitraum besonders wichtig.
Zu Beginn säugt das Fohlen durchschnitt jede halbe Stunde und nimmt dabei pro Tag insgesamt etwa 10% seines eigenen Körpergewichts zu sich. Im günstigsten Fall geht das Fohlen schon nach einigen Tagen auf die Weide und knabbert bereits an Gräsern herum. Dies begünstigt eine normale Verdauung und einen ausgeglichenen Vitaminhaushalt.
Fohlen sind sehr neugierig und verspielt. Dabei lernen sie schnell, sich anzupassen und in der Herde einzuordnen. Spielerisch entwickeln sie ihre Kondition, die Koordination ihrer Bewegungen und kräftigen dabei ihre Muskeln und Sehnen. Bei Wildpferden werden die Fohlen erst nach einem Jahr von der Mutter vertrieben, in der Pferdezucht findet die Trennung meist schon nach drei Monaten statt. Diese frühe Trennung von der Mutter kann sich nach Ansicht vieler Züchter ungünstig auf die soziale Entwicklung der Fohlen auswirken.
Hengstfohlen sind mit 12 bis 20 Monaten geschlechtsreif. Bei Stuten dauert dies mit 12 bis 18 Monaten ähnlich lang.
Mit zwei Jahren wird die Stute zum ersten Mal rossig, also paarungsbereit. Man sollte mit dem ersten Decken jedoch mindestens bis zum 3. Lebensjahr warten.
Erst wenn das Tier weitgehend ausgewachsen ist, besteht kein Risiko mehr für eine Schädigung der Wirbelsäule. Daher sollte man zur Vermeidung einer ungewollten Trächtigkeit männliche und weibliche Fohlen getrennt aufziehen.
Wenn das Fohlen später als Reitpferd, Kutschenpferd oder Arbeitstier eingesetzt wird, dann sollte man es von Geburt an geduldig, liebevoll und konsequent erziehen. So kann es sich optimal an den Menschen gewöhnen und seine Aufgaben bestens erfüllen.
Mit der so genannten „klassischen“ Erziehung beginnt man in der Regel ein bis zwei Tage nach der Geburt. Dabei soll sich das Fohlen zunächst an die Berührung durch den Menschen und später an das Anlegen des Halfters gewöhnen. Danach kann man mit den ersten Führübungen beginnen.
Kommt das Fohlen gut mit Halfter und Führstrick zurecht, kann man das Hufe geben einüben. Dies ist besonders dann wichtig, wenn der erste Besuch beim Tierarzt oder Hufschmied nötig wird.